„Nein“ zu Frauen im Schützenverein?

Eigentlich nicht ganz mein Thema: Schützenfeste.

Aber nach dieser Zeitungsmeldung wird mir doch ein wenig „anders“: „Schützen in Stavern wollen weiter keine Frauen im Verein“ titelte die Neue Osnabrücker Zeitung am gestrigen Freitag, den 13. Oktober (das Datum passt!).

Der Hintergrund: Drei Frauen aus dem kleinen emsländischen Dorf wollten erreichen, dass die Satzung des hiesigen Schützenvereins geändert wird. Und zwar dahingehend, dass auch Frauen Mitglied werden können. Ein Beweggrund ist, dass sie sich aufgrund der Dominanz des Vereins aus weiten Teilen des sozialen Lebens ausgeschlossen fühlen. Ein Gefühl, das viele andere Menschen in unterschiedlichsten Kontexten – nicht nur im scheinbar beschaulichen Stavern – unseres Landes sicherlich und leider auch kennen.

Das Votum der Männer: 50 Nein-Stimmen, 14 Ja-Stimmen.
Die aus der geheimen Wahl resultierende Schlussfolgerung des Vereinsvorstandes lautete dann auch, dass eine demokratische Wahl dieses Ergebnis gebracht hätte.
Den Frauen wurden im Nachgang außerdem „Argumente“ wie „Das war schon immer so“ (man kann es nicht mehr hören!) oder die „Brauchtumspflege“ entgegengebracht. Der in dem Artikel dokumentierte „Jubel“ einiger Männer nach der Verkündigung des Votums wirkt auf mich zudem völlig verstörend.

Und genau mit einem solchen Verhalten zeigt sich – auch exemplarisch für andere Menschen -, wie schwierig es je nach Kontext manche Gruppen in und mit unserer Gesellschaft Gesellschaft haben.

Der geschilderte Sachverhalt ist im eigentlichen Sinne nämlich nicht (!) demokratisch. Denn: Der Schutz, die Akzeptanz und letztlich auch gleichberechtigte Teilhabe aller muss immer auch Teil einer Demokratie sein. Und das sollte niemals zur Wahl oder Diskussion stehen! Nicht nur bei diesem Beispiel.

Dabei gibt es genügend andere Schützenvereine, in denen dies seit Jahrzehnten anders gehandhabt wird: Eine ehemalige Kollegin erzählte mir, dass seit 1955 in ihrem Verein – ebenfalls in einem kleinen Dorf angesiedelt – eine Schützenkönigin ausgeschossen wird.

Weiter schreibt der Deutsche Schützenbund auf seiner Homepage (Abruf: 14.10.2023) über das Schützenwesen: „Es handelt sich um ein bürgerliches Brauchtum, das im Rahmen einer Vereinszugehörigkeit von Menschen jeden Alters und Geschlechts unabhängig von religiösem Bekenntnis, sexueller Orientierung, Herkunft, sonstiger individueller Ausrichtung oder körperlicher Behinderung ausgeübt wird.“

Es gibt also auch die – sicherlich vielen – positiven Beispiele.

Und doch ist es wichtig die negativen beim Namen zu nennen: Für eine vielfältige, tolerante Gesellschaft, in der ein gleichberechtigtes Miteinander herrscht, von dem alle profitieren können.

Dass wir als Gesellschaft – nicht nur bei diesem Thema – auf einem noch langen Weg sind und manchmal in beängstigender Weise die falsche Weggabelung wählen, ist wohl allgemeiner Auftrag darüber ins Gespräch zu kommen.
Zumindest das ist den drei Frauen aus Stavern sicherlich gelungen! Und vielleicht – ja hoffentlich – ergibt sich aus diesen Gesprächen ein wertschätzender Umgang miteinander.

Credits Bild: pixabay/huskyherz

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