Ich durfte für das Programmheft der aktuellen Spielzeit der Freilichtbühne Kahle Wart ein Grußwort verfassen:
Neulich zeigte mir eine Kollegin ein altes Foto: Sie saß dort mit ihren beiden Kindern auf den Zuschauerrängen der Freilichtbühne im emsländischen Meppen. Es war bestimmt 30 Jahre alt. Und dann fragte sie: „Bist das nicht du in der Reihe hinter uns?“. Ja! Sie hatte Recht. Ich saß wirklich in der Reihe hinter ihnen, gemeinsam mit meinen Eltern. Damals kannten wir uns noch nicht. Was für ein Zufall!
Wir kamen ins Gespräch darüber und waren uns einig, welch ein großes Kulturgut eine Freilichtbühne darstellt. Und wie schön es ist, dass es in Deutschland so viele Bühnen gibt, die von so vielen engagierten Ehrenamtlichen betrieben werden. Schon damals, als kleiner Junge, war ich absolut begeistert von der Bühnenwelt und noch heute erinnere ich mich lebhaft an einige Inszenierungen. Freilichtbühne gehörte und gehört zum Sommer einfach dazu! Sicher nicht nur für die Menschen, für die es Hobby ist, sondern auch für die Zuschauer.
Im Laufe der Jahre und mittlerweile Jahrzehnte ließ mich das Theater nicht los. Als Schüler wurde ich selbst Mitglied der örtlichen Freilichtbühne und war viele Jahre begeistert in der Technik-Abteilung tätig. Wie froh ich war, dass es bei mir vor Ort eine solche Einrichtung gab, die dazu auch noch Musiktheater auf die Bühne brachte! Denn auch Musik spielte schon immer eine sehr große Rolle in meinem Leben. Während meines Studiums blieb mir leider keine Zeit mehr für das Hobby in der Heimat. Aber das Musiktheater ließ mich nie los! Ich selbst durfte im Laufe der Jahre viele Musicals und Shows an unterschiedlichen Orten produzieren. Und immer im Hinterkopf war ein Gedanke dabei: Eigene Musicals zu schreiben. Dass das nicht nur ein Traum geblieben ist betrachte ich noch immer als großes Glück. Und dass diese Stücke dann auch im Laufe der Jahre auf einigen Bühnen (aber noch nicht auf Freilichtbühnen!) zu sehen waren, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Dass sich nun, so viele Jahre später, auch dieser Kreis schließt, ist ein ganz besonderes Gefühl!
Vielleicht habe ich damals, als Kind auf den Rängen, beim Fotografieren des Fotos, schon daran gedacht? Das weiß ich zwar nicht mehr. Aber dass dieser Traum schon ganz lange in mir ist – da bin ich mir sicher. Und erfüllt wird er nun auf der wunderschönen Freilichtbühne Kahle Wart, die ich bereits im letzten Jahr begeistert besuchen durfte. Im Grunde erfüllt sich der Traum sogar doppelt: Während in diesem Jahr bereits einige Songs aus meiner Feder bei „Ronja Räubertochter“ zu hören sein werden, soll im kommenden Jahr ein ganz neues Musical auf der Freilichtbühne Kahle Wart erstaufgeführt werden: „Die kleine Meerjungfrau“ nach dem bekannten Märchen von Hans Christian Andersen. Marco Knille, Regisseur und künstlerischer Leiter der Bühne, hatte gemeinsam mit Sebastian-Andreas Ciminski-Knille, dem musikalischen Leiter, eine wunderbare Idee für eine tolle Adaption des Stoffes und fragte mich glücklicherweise am Abend einer Aufführung von „Der Schimmelreiter“, ob ich die Musik schreiben würde. Ich musste ehrlich gesagt nicht lange überlegen! Sie dürften gespannt sein auf diese Neuinterpretation des Stoffes, der im kommenden Jahr auf dieser herrlichen Bühne erstmalig aufgeführt wird. Aber natürlich auch auf „Ronja Räubertochter“!
Beide Geschichten haben – trotz inhaltlich anderer Ausgestaltung – eben auch Gemeinsamkeiten, die mir in der aktuellen Zeit so wichtig erscheinen: Der Wunsch nach Selbstbestimmung, mögliche Konflikte mit dem eigenen Umfeld, der Übergang zwischen zwei (Lebens-) Welten, Liebe und Freundschaft, das Hinterfragen von Sachverhalten, Weltoffenheit und nicht zuletzt die Natur als wichtiger Lebens- und Handlungsraum. All das ist tief menschlich und darf nicht in Vergessenheit geraten oder unterdrückt werden. Kinder und Jugendliche sind da häufig viel offener und weiter, als wir Erwachsenen es sind oder uns vorstellen können! Und genau darum sind die Inszenierungen für die ganze Familie auch so wichtig: Wir alle können etwas mitnehmen, etwas lernen – oder einfach nur genießen! Denn auch das soll und muss auf der Freilichtbühne möglich sein: In andere Welten eintauchen, den Alltag vergessen und sich von den erzählten Geschichten verzaubern zu lassen!